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Zwangsstörungen

Zwangsstörungen (engl. Obsessive-Compulsive Disorder, OCD) sind psychische Erkrankungen, die durch Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen gekennzeichnet sind:

  • Zwangsgedanken: sich aufdrängende, belastende Gedanken, Bilder oder Impulse, die immer wiederkehren und schwer zu kontrollieren sind.

  • Zwangshandlungen: wiederholte Handlungen oder Rituale (z. B. ständiges Händewaschen, Kontrollieren von Schlössern), die meist dazu dienen, Angst oder Anspannung zu reduzieren.

Hintergründe & Entstehung

Die Ursachen sind multifaktoriell – es gibt kein einzelnes „Warum“, sondern ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren:

Tabellenübersicht Zwangsstörungen

Typischer Entstehungsmechanismus

  1. Auslöser (z. B. belastendes Ereignis, Angstgedanke)

  2. Zwangsgedanke tritt auf → löst Angst/Unruhe aus

  3. Zwangshandlung wird ausgeführt, um kurzfristig Erleichterung zu schaffen

  4. Negative Verstärkung: Die kurzfristige Angstlinderung verstärkt das Ritual, sodass es sich verfestigt.

Therapieansätze

Eine wirksame Behandlung kombiniert oft Psychotherapie und Medikamente:

1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

  • Speziell: Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP) → Betroffene setzen sich gezielt den angstauslösenden Situationen/Gedanken aus, ohne das Zwangsritual auszuführen.

  • Ziel: Angst nimmt langfristig ab, Zwang verliert seine Macht.

2. Medikamentöse Therapie

  • Häufig SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) oder Clomipramin

  • Wirken auf den Serotonin-Stoffwechsel und können Zwangssymptome deutlich reduzieren.

3. Weitere Ansätze

  • Psychoedukation: Wissen über die Störung hilft, Muster zu erkennen.

  • Achtsamkeits- und Akzeptanzstrategien: Umgang mit belastenden Gedanken verbessern.

  • Familien- und Angehörigenarbeit: Unterstützung im Alltag und Reduktion von „Mitmachen“ bei Ritualen.

Zwangsstörungen – Was es bedeutet, damit zu leben | MDR

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Zwang, Angst, Kontrolle: Paulines Leben mit Zwangsstörungen I 37 Grad

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Zwangsstörungen – Was tun, wenn der Kontrollverlust im Kopf den Alltag dominiert? | Puls | SRF

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... siehe auch das zentrale Element der Zwangsstörungen - die Zwangsgedanken

Zwangsgedanken

Zwangsgedanken sind ein zentrales Symptom der Zwangsstörung.

 

Sie äußern sich als aufdringliche, sich wiederholende Gedanken, Bilder oder Impulse, die Betroffene als unangenehm, bedrohlich oder sinnlos empfinden –

 

und die sich kaum oder gar nicht willentlich unterdrücken lassen.

Merkmale von Zwangsgedanken

  • Inhaltlich vielfältig: Häufig drehen sie sich um

    • Gewalt oder Aggression („Ich könnte meinem Kind etwas antun“)

    • Schmutz, Keime, Verseuchung

    • Sexualität, Religion, Magie

    • Ordnung, Symmetrie

    • Grübelzwang: endloses gedankliches Kreisen ohne Lösung

  • Ich-dyston: Betroffene wissen meist, dass die Gedanken übertrieben oder unbegründet sind, empfinden sie aber trotzdem als belastend.

  • Angst- und Unruheauslösend: Die Gedanken führen oft zu Anspannung, die durch bestimmte Handlungen (Zwangsrituale) oder „verdeckte“ mentale Rituale kurzfristig reduziert wird.

Therapieansätze

1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

  • Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP): Gezielte Konfrontation mit den auslösenden Gedanken/Situationen, ohne das Ritual auszuführen. → Ziel: Die Angst nimmt mit der Zeit ab, der Zwang verliert seine Macht.

  • Arbeit an dysfunktionalen Denkmustern: Erkennen und Hinterfragen der übertriebenen Gefahrenerwartung.

2. Medikamentöse Behandlung

  • Häufig SSRI (z. B. Sertralin, Fluoxetin) oder Clomipramin.

  • Wirken auf den Serotonin-Stoffwechsel und können die Intensität der Zwangsgedanken deutlich senken.

3. Kombinationstherapie

  • Studien zeigen, dass die Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten oft besonders wirksam ist.

4. Weitere unterstützende Maßnahmen

  • Psychoedukation: Wissen über die Störung reduziert Angst und Scham.

  • Achtsamkeits- und Akzeptanzstrategien: Gedanken wahrnehmen, ohne sie zu bewerten oder zu bekämpfen.

  • Familienarbeit: Angehörige lernen, nicht unbewusst Zwangsrituale zu verstärken.

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