ADHS - Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
und beschreibt eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich in Symptomen wie
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Konzentrationsproblemen,
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Impulsivität und
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motorischer Unruhe äußert.
Betroffen sind nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern ebenso Erwachsene, da sich ADHS im Laufe des Lebens nicht ausheilt, sondern sich an die jeweilige Entwicklungsstufe anpasst.
Die genauen Ursachen von ADHS sind nicht vollständig geklärt,
aber es wird angenommen, dass eine Kombination
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aus genetischen Faktoren,
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neurobiologischen Unterschieden im Gehirn und
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Umweltfaktoren
eine Rolle spielt.
Eine wichtige Rolle spielen dabei möglicherweise eine erbliche Veranlagung, eine veränderte Botenstoffübertragung im Gehirn (insbesondere Dopamin) sowie Umwelteinflüsse wie Rauchen oder Alkohol während der Schwangerschaft und Frühgeburtlichkeit.
Psychosoziale Faktoren können die Symptome zudem verstärken, sind aber nicht die alleinige Ursache.
Bei ADHS kommt es zu einer veränderten Informationsübertragung zwischen Nervenzellen im Gehirn,
insbesondere im dopaminergen und noradrenergen System.
Diese Neurotransmitter steuern zentrale Funktionen wie
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Aufmerksamkeit,
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Impulskontrolle und
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motorische Aktivität.
Bei Betroffenen ist ihre Ausschüttung sowie Rezeptordichte in bestimmten Hirnregionen deutlich verringert, was die Kernsymptome erklärt.
Kernsymptome und Subtypen
Die drei zentralen Symptomgruppen der ADHS sind:
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Unaufmerksamkeit: eingeschränkte Daueraufmerksamkeit, erhöhte Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit.
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Hyperaktivität: motorische Unruhe, ständiges Zappeln, Schwierigkeiten beim längeren Sitzenbleiben.
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Impulsivität: vorschnelles Handeln, mangelnde Frustrationstoleranz, Unterbrechen anderer Personen.
Internationale Klassifikationssysteme (DSM-5, ICD-10/11) unterscheiden drei Subtypen:
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Vorwiegend unaufmerksamer Typ (ADS)
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Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ
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Kombinierter Typ mit Merkmalen beider Bereiche.
Epidemiologie und Verlauf
Rund fünf Prozent aller Kinder erhalten die Diagnose ADHS;
Jungen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Mädchen.
Etwa 50 % bis 80 % der Betroffenen zeigen auch im Erwachsenenalter noch Symptome, wobei die ausgeprägte Hyperaktivität meist abnimmt und eine innere Unruhe überwiegt.
Ursachen und Risikofaktoren
An der Entstehung von ADHS ist eine multifaktorielle Genese beteiligt:
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Genetische Veranlagung mit Veränderungen im Dopamin-Stoffwechsel
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Pränatale Risiken wie Rauchen, Alkoholkonsum oder Präeklampsie in der Schwangerschaft
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Umwelteinflüsse: Reizüberflutung, Bewegungsmangel, familiäre Stressfaktoren
Biologische Faktoren scheinen zu dominieren, jedoch wird auch Umwelteinflüssen eine nicht zu vernachlässigende Rolle zugeschrieben.
Diagnostik
Die Diagnostik erfolgt anhand internationaler Leitlinien (DSM-5, ICD-10/11) und umfasst:
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Ausführliche Anamnese (Eigen-, Fremd- und Familienanamnese)
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Verhaltensbeobachtung in mehreren Lebensbereichen
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Entwicklungsstatus sowie körperliche und neurologische Basisdiagnostik
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Bei Bedarf neuropsychologische Tests (z. B. Konzentrations- und Leistungstests)
Dabei müssen Symptome in mehreren Bereichen über mindestens zwölf Monate präsent sein und über das altersübliche Maß hinausgehen.
Behandlung und Therapie
Ein multimodales Therapiekonzept umfasst:
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Psychoedukation für Betroffene und Angehörige
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Verhaltenstherapeutische Maßnahmen und soziale Kompetenzen-Trainings
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Anpassungen im schulischen bzw. beruflichen Umfeld zur Strukturierung und Reizreduktion
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Bei moderatem bis hohem Leidensdruck auch zusätzlich unterstützend medikamentöse Behandlung, meist auf Basis von Methylphenidat
Diese Kombination aus Pädagogik, Psychotherapie und Pharmakotherapie gilt als Goldstandard und kann selbst bei ausgeprägten Symptomen zu deutlich besserer Lebensqualität führen.
Leben mit ADHS und Begleiterkrankungen
ADHS geht oft mit Komorbiditäten einher, u. a.:
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Lese-Rechtschreib-Schwäche und Rechenstörung
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Tic-Störungen
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Angststörungen und Depressionen im Jugend- und Erwachsenenalter
Frühzeitige Diagnostik und Therapie dieser Begleiterkrankungen sind entscheidend, um psychosoziale Belastungen zu mindern und das Selbstwertgefühl zu stärken.
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neurobiologische Grundlagen ADHS
Die Neurobiologie von ADHS basiert auf einer Störung der Informationsübertragung im Gehirn,
insbesondere durch ein Ungleichgewicht der
Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin in Hirnregionen,
die für Konzentration, Impulskontrolle und Aufmerksamkeit zuständig sind.
Dies führt zu einer beeinträchtigten Funktion der Exekutivfunktionen und kann durch Medikamente wie Methylphenidat beeinflusst werden, die die Konzentration und Impulskontrolle verbessern.
Neurochemische Veränderungen
Mangel an Neurotransmittern:
Bei Menschen mit ADHS sind die Spiegel der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin oft erniedrigt.
Gestörter Botenstofftransport:
Die Informationsübertragung zwischen Nervenzellen ist gestört, da das Gleichgewicht dieser Botenstoffe beeinträchtigt ist.
Schnellerer Abbau:
Dopamin wird bei ADHS schneller abgebaut, was das Motivations- und Aufmerksamkeitssystem stört.
Funktionelle Hirnveränderungen
Beeinträchtigte Hirnregionen:
Die Aktivität in vier funktionellen Hirnregionen ist bei ADHS beeinträchtigt.
Störung der Exekutivfunktionen:
Die mangelhafte Fähigkeit zur Verhaltensinhibition und andere exekutive Funktionen sind gestört.
Reizverarbeitung:
Es kann zu einer "Reizfilterschwäche" kommen, bei der Betroffene eine erhöhte Reizoffenheit zeigen und eine Entscheidung nicht abwarten können.
Therapeutische Auswirkungen
Medikamentöse Wirkung:
Stimulanzien wie Methylphenidat erhöhen die Konzentration von Dopamin und Noradrenalin im synaptischen Spalt, was die Signalstärke verstärkt und die Konzentrationsfähigkeit verbessert.
Ergebnis der Therapie:
Betroffene können sich dadurch besser konzentrieren, bleiben gelassener und handeln überlegter.
ADHS ist eine komplexe neurobiologische Störung, die das Zusammenspiel vieler Steuerungskreise im Gehirn betrifft, die noch nicht vollständig erforscht sind.
Angeboren:
Es wird angenommen, dass ADHS eine angeborene neurobiologische Störung ist.




