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Das Konzept der Salutogenese

und seine Anwendungsmöglichkeiten

 

Gesundheit verstehen, stärken und fördern

Das Gesundheitsverständnis der modernen Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Während früher häufig die Pathogenese – also die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten – im Mittelpunkt stand, rücken heute zunehmend Konzepte in den Vordergrund, die sich auf Gesundheit und deren Förderung konzentrieren. Ein zentrales und wegweisendes Modell in diesem Zusammenhang ist das Konzept der Salutogenese. Dieses Konzept wurde vom israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky entwickelt und bildet seitdem eine tragende Säule für Gesundheitsförderung, Prävention und Empowerment in verschiedenen Lebensbereichen.

Der Begriff „Salutogenese“ leitet sich von den lateinischen Wörtern „salus“ (Gesundheit, Wohlbefinden) und „genesis“ (Entstehung, Ursprung) ab. Im Gegensatz zur Pathogenese, die sich fragt, warum Menschen krank werden, beschäftigt sich die Salutogenese mit der zentralen Frage: „Was hält Menschen gesund?“

Aaron Antonovsky beobachtete in seinen Forschungsarbeiten, dass selbst unter widrigen Lebensumständen und Belastungen viele Personen in der Lage waren, psychisch und körperlich gesund zu bleiben. Dies führte ihn zu der Überlegung, dass es grundlegende Faktoren oder Ressourcen geben müsse, die Menschen trotz Stress, Krankheit und Herausforderungen befähigen, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu erhalten.

Ein Schlüsselgedanke der Salutogenese ist das Kontinuum-Modell. Gesundheit wird darin nicht als statischer Zustand, sondern als dynamisches Gleichgewicht zwischen Gesundheit und Krankheit verstanden. Jede Person bewegt sich im Laufe des Lebens auf einem Kontinuum zwischen den beiden Polen. Dabei steht im Mittelpunkt die Frage, wie Individuen und Gruppen ihre Ressourcen nutzen, um sich in Richtung Gesundheit zu bewegen und nicht in Richtung Krankheit abzugleiten.

Sense of Coherence

Das Herzstück der Salutogenese ist der sogenannte „Sense of Coherence“ (SOC), auf Deutsch als Kohärenzgefühl bezeichnet. Dieses Konzept beschreibt eine globale Orientierung, die das Ausmass angibt, in dem Menschen das Leben als verstehbar, handhabbar und sinnhaft erleben. Antonovsky unterscheidet dabei drei Dimensionen:

Verstehbarkeit:

 

Das Ausmass, in dem Menschen die Ereignisse und Anforderungen ihres Lebens kognitiv erfassen und als geordnet, strukturiert und erklärbar erleben.

Handhabbarkeit:

 

Die Überzeugung, dass ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Anforderungen des Lebens begegnen zu können. Dies umfasst sowohl eigene Kompetenzen als auch Unterstützung durch das soziale Umfeld.

Sinnhaftigkeit:

 

Das Ausmass, in dem Menschen das Leben als emotional sinnvoll empfinden, Herausforderungen und Belastungen als lohnenswert betrachten und bereit sind, sich für deren Bewältigung einzusetzen.

Je stärker das Kohärenzgefühl ausgeprägt ist, desto besser können Individuen mit Stress, Krisen oder schwierigen Lebensumständen umgehen. Das Kohärenzgefühl ist somit ein zentraler Schutzfaktor für die Gesundheit.

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